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Weil Tests zu teuer sind: Zahl von sexuell übertragbaren Krankheiten steigt

Gesundheit

Weil Tests zu teuer sind: Zahl von sexuell übertragbaren Krankheiten steigt

20.09.2023, 07:34 Uhr
· Online seit 20.09.2023, 06:38 Uhr
In den vergangenen 15 Jahren sind in der Schweiz immer mehr sexuell übertragbare Infektionen registriert worden. Mit frühzeitigen Tests könnte man Ansteckungen eindämmen. Doch die Tests müssen in der Regel selbst bezahlt werden. Aus diesem Grund fordern Fachärzte kostenlose Tests.
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Wer an einer Geschlechtskrankheit wie Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis erkrankt ist, hat häufig keine Symptome und steckt deshalb unwissentlich seine Sexualpartner an. Die Krankheiten können sich deshalb ungestört ausbreiten.

Markante Preisunterschiede 

Eingedämmt würde die Ausbreitung durch frühzeitige Testung, schreibt «SRF». Doch das ist teuer und muss meist aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur bei deutlichen Anzeichen.

Erschwerend kommen die Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Spitälern hinzu. Wie eine «Kassensturz»-Umfrage zeigt, reicht die Preisspanne von 90 Franken im Spitalzentrum Biel bis 300 Franken im Kantonsspital Graubünden.

In der Zentralschweiz liegen die Preise im Mittelfeld. So muss man im Kantonsspital Uri 156 Franken hinblättern, allerdings wird dann nicht auf Syphilis getestet. Im Kantonsspital Luzern kostet der Test 176 Franken und im Kantonsspital Zug sind es deren 184 Franken.

Doppelt so teuer wie in Deutschland

Die teuren Kosten schrecken aber viele ab, sich testen zu lassen. Selbst dann, wenn sie typische Symptome haben. Bleibt die Krankheit unbehandelt, kann sie zu Unfruchtbarkeit führen und sich in der Bevölkerung ausbreiten.

Preisüberwacher Stefan Meierhans prangert deshalb die teuren Laborpreise in der Schweiz an. Wie er in der TV-Sendung sagt, würden wir für Chlamydien-Tests im Vergleich zu Deutschland und Frankreich das Doppelte bezahlen.

«Der Preisvergleich ist völlig unzulänglich», kontert der Verband der medizinischen Laboratorien. Die Kosten für Personal und Infrastruktur würden nicht berücksichtigt. Zudem würden unterschiedliche Tarifstrukturen und dezentrale Versorgungsmuster nicht beachtet.

Auch BAG will günstigere Tests

Um die Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten in den Griff zu kriegen, fordern nun Fachärztinnen und Fachärzte der Aids-Hilfe Schweiz kostenlose oder zumindest erschwingliche Tests. Zudem soll mit einer Aufklärungskampagne das Bewusstsein für eine Infektion erhöht und Stigmatisierungen reduziert werden. Dann würden sich mehr Menschen testen lassen, sind die Fachärztinnen und Fachärzte überzeugt.

Rückendeckung erhalten sie dabei aus dem Bundesamt für Gesundheit. Vizedirektorin Linda Nartey sieht die Problematik der hohen Testkosten. Wie sie im «Kassensturz» sagt, setze sich das BAG für korrekte und nicht zu teure Preise ein. Würde sich in Pilotprojekten zeigen, dass sich mit verstärktem Testen die Fallzahlen reduzierten, müsste man mit Experten die nächsten Schritte festlegen, so Nartey.

(red.)

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veröffentlicht: 20. September 2023 06:38
aktualisiert: 20. September 2023 07:34
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch